Im Herbst hatte ich im Rahmen des « Festival for the Future » in Kopenhagen Gelegenheit, Kate Raworth als Zirkusdirektorin zu erleben mit ihrer Show « Battle for the Biosphere: Nature versus Finance ».
Ein Zirkus? „Ja genau“, erklärt Kate, „ein circ-us – kein circ-me oder circ-you! Wir sitzen alle im selben Boot, und jede:r von uns hat eine Rolle zu spielen.“ Also übernimmt sie die Rolle der Zirkusdirektorin und lädt uns ein, Clowns, Jongleurinnen und Akrobaten zu entdecken – allesamt aus dem Publikum. Gemeinsam sollen wir die Spannungen zwischen Natur und Finanzwelt erkunden. Können wir ein Finanzsystem schaffen, das gemäss der Donut-Ökonomie im Einklang mit unserer gemeinsamen Zukunft steht? Das ist die grosse Frage.
Auftritt «
Mutter Natur » – ganz in Grün gekleidet, mit einem Blätterkranz: regenerativ
und beziehungsorientiert. Sie sagt: „Ich bin schon sehr, sehr lange hier. Viel
länger als ihr! Ich werde mich anpassen und bleiben – ihr vielleicht nicht.
Aber noch ist Zeit. Ich kann für euch sorgen und euch schützen – wenn ihr das
wollt.“
Dann betritt
« Mr. Finance » die Bühne - mit Taschenrechner und Saugrohr am schwarzen
Geldkoffer: ausbeuterisch und berechnend. „Wenn die Wirtschaft wächst, dann wachsen
wir alle!“, verkündet er stolz. „Und ich bin derjenige, der das möglich macht!“
Glauben wir
ihm? Ein paar klatschen, doch die Mehrheit ruft „buuuh!“.
Ausbeutung versus Sorge tragen
„Was treibt
dich denn an?“, fragt die Zirkusdirektorin an Mr. Finance gerichtet. Schweigen.
Das Publikum ruft neue Figuren auf die Bühne: « Gier », « Macht » und « Angst
». Sie tanzen, lachen, jonglieren… bis die Direktorin vom Zustand unseres
Planeten und den Zukunftsperspektiven spricht. Plötzlich erlischt ihr Schwung;
sie ziehen sich zurück, einige verstecken sich hinter Mr. Finance. Der wirkt
nun unsicher – sein Blick wandert zu… Mutter Natur.
Und sie? Grosszügig
wie immer, steht sie auf und umarmt ihn.
Er lässt
sein Saugrohr, den Taschenrechner und seinen Geldkoffer fallen, während « Gier
», « Macht » und « Angst » leise verschwinden. Zum Schluss huscht eine weitere
Figur über die Bühne – mit einem Schild, auf dem in Grossbuchstaben « Beziehung
» steht. Das Publikum applaudiert, befreit und begeistert.
Herz, Humor und Hoffnung
Was für eine
Show!
Der Zirkus
hat die Essenz von Doughnut Economics auf eindrückliche, spielerische Weise
lebendig gemacht. Die Spannungen zwischen Natur und Finanzsystem wurden
greifbar – und gleichzeitig Wege, sie zu überwinden.
Eine
Kollegin vom DEAL-Team erlebte den Doughnut-Zirkus ebenfalls zum ersten Mal und
meinte treffend: „Kate bringt auf wunderbare Weise Herz und Humor in einige der
komplexesten Herausforderungen unserer Zeit – sie verbindet innovatives
ökonomisches Denken mit Freude und Vorstellungskraft. Das hat Zukunft!“

Photos: Karin Mader