« Das Donut-Modell ermöglicht es uns, die Schweizer Behörden dafür zu sensibilisieren, dass Nachhaltigkeitspolitik und Klimapläne nicht einfach an unserer Landesgrenze enden dürfen.
Wenn man den globalen und den Schweizer Donut miteinander vergleicht, so fällt auf, wie ungleich die Verhältnisse sind. Diese Erkenntnis verpflichtet uns, über die gegenseitigen Abhängigkeiten und die daraus resultierende Verantwortung nachzudenken «.
Die Fédération vaudoise de coopération (Fedevaco) möchte herausfinden, ob der Donut als Leitfaden für die Gestaltung von Programmen der internationalen Zusammenarbeit und als Orientierung für Aktionen und Strategien von Schweizer NGOs dienen kann.
Interview unserer Co-Präsidentin Karin Mader mit Léa Baeriswyl, Verantwortliche für Partnerschaften und
Wissensaustausch und Lucie Engdahl, Kommunikationsverantwortliche bei Fedevaco.
- Wer ist Fedevaco? Was macht Ihr?
Die Fédération vaudoise
de coopération (Fedevaco) ist der
Dachverband der Waadtländer Organisationen im Bereich der internationalen
Zusammenarbeit. Unsere Aufgabe ist es, Bindeglied zwischen unseren Mitgliedern
und unseren Partnern zu sein: der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit
(DEZA), den Waadtländer Gemeinden und den Departementen des Kantons. Ziel ist
es, das Bewusstsein für die Lebensbedingungen in den Ländern des globalen
Südens zu schärfen, die öffentliche Entwicklungszusammenarbeit zu stärken und
für die Arbeit unserer Mitglieder finanzielle Unterstützung zu mobilisieren.
- Ihr habt die Donut-Theorie bei eurer Jahreskonferenz in den Mittelpunkt gestellt. Was hat euch dazu bewogen?
An der Jahreskonferenz nehmen unsere Finanzpartner aus der öffentlichen Verwaltung und unsere Mitgliedsorganisationen teil. Dank den Verbindungen, die das Donut-Modell zwischen der sozialen und der ökologischen Dimension auf lokaler und globaler Ebene herstellt, können wir Politik und Behörden in der Schweiz dafür sensibilisieren, dass ihre Nachhaltigkeitspolitik oder ihre Klimaschutzpläne nicht an der Staatsgrenze enden dürfen. Sowohl in der sozialen als auch in der ökologischen Dimension müssen die Auswirkungen auch über die Grenze hinaus berücksichtigt werden. Das Donut-Modell macht Wechselwirkungen sichtbar und verdeutlicht die Notwendigkeit von Massnahmen auf verschiedenen Ebenen, und über die Landesgrenzen hinaus. Mit dem Donut können Projekte der internationalen Zusammenarbeit in einem Rahmen verortet werden, der sowohl zur Erfüllung der Grundbedürfnisse als auch zur Erhaltung der Umwelt auf globaler Ebene beiträgt.
- Wir haben von einer ganz speziellen Aktivität an eurer Jahreskonferenz gehört. Könnt Ihr mehr dazu sagen?
Ja, wir haben ein Quiz entwickelt, das es den Teilnehmenden
ermöglicht, gemeinsam über globale Wechselwirkungen nachzudenken und dabei den
Wert der Entwicklungszusammenarbeit zu berücksichtigen. Ziel war es, dass sich
die Teilnehmenden jeweils in Zweiergruppen auf passende Antworten einigen, die
in den sicheren und gerechten Raum des Donuts führen. Bei der anschliessenden
Auswertung wurden die Ergebnisse verschiedenen Szenarien zugeordnet und mehr
oder weniger nahe bei der sozialen Untergrenze und bei der ökologischen Obergrenze
platziert. Im besten Fall führten die Antworten direkt in den sicheren und gerechten Raum des Donut.
Insgesamt war
das Feedback zum Spiel sehr positiv; die Diskussionen waren reichhaltig und
anregend. Wir hatten Gelegenheit, es mit verschiedenen Zielgruppen zu
wiederholen und jedes Mal waren die Teilnehmenden begeistert!
- Inwiefern kann die Donut-Theorie die Arbeit von Fedevaco unterstützen?
Das Donut-Modell ist ein sehr wirksames Instrument zur Bewusstseinsbildung, weil es besonders visuell ausgestaltet ist. Wenn man den globalen Donut und den Schweizer Donut miteinander vergleicht, stechen die Ungleichheiten ins Auge. Das verpflichtet uns, über die gegenseitigen Abhängigkeiten und die Verantwortung nachzudenken, die sich daraus ergeben. Das Donut-Modell stellt die Befriedigung der Grundbedürfnisse aller Menschen gleichermassen ins Zentrum, unabhängig davon, wo auf dem Planeten sie sich befinden. Genau das ist auch das Ziel von Fedevaco und von unseren Mitgliederorganisationen. Die Verortung von Projekten der internationalen Solidarität auf dem Donut ermöglicht es, sie als Teil einer Bewegung und eines globalen Ansatzes zu verankern. Gleichzeitig wird damit sichtbar, dass sie Teil der Bemühungen um eine nachhaltigere Welt sind, wie es auch der Vision von Fedevaco entspricht.
- Welche Zukunft seht Ihr mit dem Donut bei der Fedevaco?
Wir würden das Spiel gerne weiterentwickeln, Fragen zu Aspekten hinzufügen, die wir derzeit noch nicht behandeln, und es vielleicht speziell auf Gemeinden oder Jugendliche zuschneiden. Gleichzeitig möchten wir zusammen mit unseren Mitgliederorganisationen noch eingehender überlegen, wie die internationale Entwicklungszusammenarbeit in den Donut passt, bzw. wie wir den Donut noch besser für unsere Arbeit einsetzen können. Besonders interessant scheint uns die Frage, ob und wie der Donut als Leitfaden für die Gestaltung von Programmen der internationalen Zusammenarbeit und zur Orientierung der Aktionen und Strategien von NGOs dienen kann.
- Vielen Dank für das Interview! Wir freuen uns schon darauf, zu hören, wie es weitergeht, und hier im Netzwerk darüber zu berichten.
Foto : copyright Alain Herzog