Fig 1: The evolving doughnut
Anfang Oktober erschien in der renommierten Fachzeitschrift
«Nature» der Beitrag «Doughnut of social and
planetary boundaries monitors a world out of balance“ von Andrew L. Fanning und
Kate Raworth. Der Artikel ist peer-reviewed und damit wissenschaftlich
hieb- und stichfest.
In ihrem Beitrag stellt das Autorenpaar den aktualisierten globalen Donut vor. Er
basiert auf der Analyse von Daten aus 193 Ländern, die zwischen 2000
und 2022 erhoben wurden. Während zwischen der Publikation der ersten beiden
Donut-Versionen und der heutigen Version zehn Jahre vergangen sind, sollen die Daten
von nun an jährlich erfasst werden, so dass der globale Donut nicht nur als
Zielbild und als Kompass, sondern auch zum Monitoring dienen kann.
Für den aktuellen
Donut 3.0 wurden die 21 ökologischen und sozialen Dimensionen teilweise
angepasst, um Klarheit zu schaffen („Netzwerke“ wurde beispielsweise durch
„Verbundenheit (Konnektivität)“ ersetzt; „soziale Gerechtigkeit “(social
equity)“ durch „soziale Kohäsion“ und „biogeochemical flows“ durch „nutrient
pollution“). Ähnliches gilt auch für die 35 Indikatoren, die die
ökologische Überlastung und das soziale Defizit messen und
darstellen.
Bei der Publikation noch nicht berücksichtigt werden konnte die mittlerweile
ebenfalls überschrittene siebte planetare Grenze: die Übersäuerung der Ozeane.
Fig 2. Doughnut 3.0: The world –
dangerously out of balance
veröffentlicht 2025, basierend auf Daten
von 2022
Die wichtigsten Ergebnisse:
Während sich das BIP (Bruttoinlandprodukt) zwischen 2000 und 2022 weltweit mehr als verdoppelt hat,
- Wurden bescheidene Fortschritte bei der Deckung der sozialen Grundbedürfnisse erzielt. Die Fortschritte müssten nun jedoch fünfmal schneller erfolgen, um die Bedürfnisse aller Menschen bis 2030 zu befriedigen.
- Wurden die ökologischen Belastungsgrenzen massiv überschritten. Die Überlastung müsste sofort aufhören und sich in doppeltem Tempo rückwärts bewegen, um bis 2050 ein stabiles Gleichgewicht zu erreichen.
Fig. 3 The «Baguette» version of the Doughnut 3.0
In der traditionellen, ringförmigen Darstellung des Donuts
können einzelne Werte, die etwa Grenzen überschiessen, zu einer ungenauen
Wahrnehmung führen. Aus diesem Grund ergänzen die Autor:innen den runden Donut
mit einer Balkengraphik, die sie «Baguette» nennen. Darin ist auch die
Entwicklung der Werte für die einzelnen Dimensionen und Indikatoren über den
analysierten Zeitraum ersichtlich. Rosa bezeichnet die Annäherung an die
sozialen Grundbedürfnisse, während dunkelrot zunehmende soziale Defizite aufzeigt.
Dunkelrote Balkenaufsätzen bei den planetaren Grenzen bezeichnen zunehmende
Überbelastung.
Bei folgenden sozialen Indikatoren wurden die grössten Verbesserungen erzielt:
- Gesundheitsversorgung
- Zugang zu Elektrizität
- Internetverbindung
Nur bescheidene Fortschritte gab es bei:
- Mangel an öffentlichem Transport
- Unsauberem Trinkwasser
- Jugendarbeitslosigkeit
- Unterernährung
Gleichzeitig verschlechterten sich die Werte für folgende Indikatoren massiv:
- Ernährungsunsicherheit
- Autokratische Regierungen
Fig 4: Doughnut 3.0: Ungleichheiten zwischen den ärmsten und den reichsten Ländern, veröffentlicht 2025, basierend auf Daten von 2022
Die Autor:innen haben die
untersuchten Länder basierend auf ihren BIP-Werten in drei Cluster unterteilt.
Dabei zeigen sich folgende Ergebnisse:
- Das soziale Defizit verbessert sich und der ökologische Overshoot verschlechtert sich mit steigendem Einkommensniveau in den drei Länderclustern.
- Die reichsten 20 % der Nationen, die 15 % der Weltbevölkerung beherbergen, tragen mehr als 40 % zum jährlichen ökologischen Overshoot bei.
- Die ärmsten 40 % der Länder, in denen 42 % der Weltbevölkerung leben, sind von mehr als 60 % des sozialen Defizits betroffen.
Das Fazit der Autor:innen lautet:
Die Priorisierung eines
unbegrenzten Wirtschaftswachstums hat es nicht geschafft, die Menschheit in den
sicheren und gerechten Raum des Donuts zu bringen.
Was es nun braucht:
- Die Berücksichtigung von Forderungen aus der Postwachstumswissenschaft – von Degrowth bis zur Wohlfahrtsökonomie – nach einer tiefgreifenden Erneuerung sowohl der Wirtschaftstheorie als auch der Wirtschaftspraxis
- Die Überwindung der strukturellen Abhängigkeit der Nationen vom BIP-Wachstum
- Eine Neuausrichtung
auf ökologisch regenerative und sozial distributive Wirtschaftspolitik.
Wichtig ist dabei, dass die Neuausrichtung die länderspezifischen Unterschiede in Bezug auf Prioritäten und Verantwortlichkeiten berücksichtigt!
Wie können wir diese Empfehlungen in die Praxis
bringen?
Das Doughnut Economics Action LabDEALbietet dazu einen ausführlichen
Toolkit und zahlreiche Praxisberichte aus der internationalen Donut-Community.
Die Werkzeuge und Einsatzmöglichkeiten sind für diverse Bereiche und
Zielgruppen pfannenfertig aufbereitet und stehen in mehreren Sprachen zur
Verfügung - kostenlos!
Fig 5 DEAL cities & regions Treffen, Tomelilla, Schweden, September 2025
Das Swiss Donut Economics Network ist Teil der internationalen Donut-Community
und hat sich zum Ziel gesetzt, dazu beizutragen, « den Donut in die Schweiz, und die Schweiz in
den Donut zu bringen ».
Quelle:
Fanning, AL and Raworth, K.: Doughnut
of social and planetary boundaries monitors a world out of balance, in: Nature,
2025 (peer-reviewed)
Weitere Referenzen, inkl. «The evolving
doughnut»
Doughnut Economics Action Lab, DEAL