Doughnut Economics - reformistisch oder radikal?

Das Swiss Donut Economics Network zu Gast an Schweizer Universitäten
10. März 2025 durch
Doughnut Economics - reformistisch oder radikal?
Swiss Donut Economics Network, Karin Mader

Im Rahmen von Lehrveranstaltungen an Hochschulen zu Themen wie Nachhaltigkeit, sozialer Wandel oder alternative Wirtschaftsmodelle steigt das Interesse für Doughnut Economics. Im Januar durften wir Doughnut Economics im CAS Nachhaltige Entwicklung der Universität Bern vorstellen und im Februar im interdisziplinären Masterstudiengang "Changing Societies" der Universität Basel. Dabei stellten Studierende eine sehr spannende Frage: Ist Doughnut Economics ein reformistischer oder ein radikaler Ansatz? 

Meine Antwort: Doughnut economics gibt uns ein Zielbild: "the safe and just space for humanity". Dieser Raum ist quasi der Teig vom Donut. Er wird begrenzt durch die planetaren Grenzen (= äusserer Ring) und durch die sozialen Grundbedürfnisse (= innerer Ring).  Wie man da hinkommt – mit reformistischen, mit radikalen oder gleichzeitig mit beiden Ansätzen – das müssen die Betroffenen gemeinsam definieren und aushandeln!
Aus meiner Sicht ist genau das eine der grössten Stärken von Doughnut Economics: ein für alle verständliches Zielbild bietet die Grundlage, um den Weg dorthin gemeinsam zu vereinbaren und dabei alle mitzunehmen!  Während sich Gemeinschaften und Gesellschaften gerade immer mehr polarisieren, kann Doughnut Economics zur sozialen Kohärenz beitragen und die Demokratie stärken

Auf Linkedin habe ich nachgefragt: Wie seht Ihr das? 
Hier sind einige Reaktionen und zusätzliche Gedanken aus der Community. Wir freuen uns auf den weiteren Austausch! 

« Genau! Ein gemeinsames Zielbild für eine lebensdienliche Wirtschaft. »

« Ja, da kann ich nur zustimmen! Allerdings ein kleiner Kritikpunkt: Dem Begriff "Zielbild" haftet für mich ein Hauch von Dogmatik an. Doughnut economics als Orientierungsrahmen fände ich passender und fühlt sich für mich dialogischer an. Oder, wie ist Zielbild zu verstehen? »

« In der Theorie ist es ein revolutionärer Ansatz, in der Praxis jedoch grundlegend reformistisch, da er auf wirtschaftlichem und sozialem Menschenverstand beruht. Viele Wirtschaftswissenschaftler halten ihn jedoch für extrem radikal...»

« Ich habe den Doughnut heute mit Studierenden in Olten angeschaut, die ebenfalls fanden: es ist sehr schwierig Strukturen zu ändern, etwas aktivistisch im Messaging und sehr hilfreich um strukturiert und strategisch zu denken. »

« Noch ein Gedanke : unser Wirtschaftssystem ist kein Naturgesetz, sondern mensch-gemacht. Das heisst : mensch kann es auch ändern! »

« Ce qui me semble particulièrement intéressant dans le modèle du Doughnut, c'est qu'il permet de montrer que les limites planétaires et les seuils sociaux sont les deux dimensions centrales qui définissent "the safe and just space for humanity". Et l'économie dans tout cela? Dans le doughnut, l'économie est un outil pour faire en sorte que l'humanité vive dans cet espace juste et sûr et ce n'est pas une fin en soi. Il me semble que parfois, on a tendance à oublier cela! »

« Exactement: l'économie est un instrument. Si les facultés d'économie tracent de leur cursus les modèles propre à un homo oeconomicus irréel et développent et promeuvent des modèles intégrés, alors c'est possible. »